Landestag der Mutterkuhhaltung

Rahmenbedingungen für die zukünftige Rindfleischproduktion gesichert

Der aktuelle Stand der GAP 2014-2020, die Qualitätsprämie (Q Plus) sowie die fachlichen Kernbereiche für eine wirtschaftliche Mutterkuhhaltung waren die zentralen Themen beim Landestag der Mutterkuhhaltung in Linz.

Die geänderten Rahmenbedingungen der Gemeinsamen Agrarpolitik („GAP bis 2020“) erfordern eine stärkere Marktorientierung der Mutterkuhbetriebe. Die Umstellung auf ein Flächenprämiensystem (für Acker und Grünland ca. 285 Euro/ha) löst die einheitliche Betriebsprämie von ihren historischen Bezügen ab (Übergangsregelung von 2015 bis 2019). Im zukünftigen Programm bestehen Chancen für Jungübernehmer, aus der 2. Säule der Ländlichen Entwicklung (LE) sind z.B. ÖPUL, Investitionsförderung und Bio Kernanliegen im neuen Programm. „Es wurde gemeinsam erreicht, dass es einen ähnlichen Finanzrahmen wie in der Vergangenheit gibt und auch die Kofinanzierung EU/Bund ist fixiert,“ wurde in der politischen Diskussionsrunde mit Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Vizepräsident Karl Grabmayr festgehalten. Den konsequenten Weg im Bereich der Qualitätsproduktion und eine entsprechende Unterstützung seitens der Agrarpolitik sind wesentliche Voraussetzungen für die zukünftige Rindfleischproduktion. „Die Kräfte am Markt noch stärker zu bündeln,“ betonte Rogl und verwies auf das Absatzförderprogramm für Qualitätsrindfleisch „QPlus“ über die LE wo ca. 70 €/vermarktetem Stück in Zukunft über einen Bündler abgeholt werden können. „Die Mutterkuhhaltung von der Milchwirtschaft abzukoppeln und die Wertigkeit dieses Produktionszweiges zu fördern,“ stellte Kranawetter als zentrale Botschaft in den Raum. Die Landwirtschaftskammer und Branchenvertreter arbeiten eng zusammen, um die Wettbewerbsfähigkeit für die Rinderbranche durch entsprechende agrarpolitische Rahmenbedingungen sowie gezielte Bildungs- und Beratungsangebote abzusichern.

Foto: LK OÖ

Fütterung und Weideführung

DI Sigi Steinberger, ein national und internationaler Fachmann für Weidehaltung vom LfL Bayern in München/Grub erläuterte Fütterungsgrundsätze der Mutterkuhhaltung sowie neueste Mutterkuh und Mastversuche auf Weide in Bayern. Dabei wurden tägliche Zunahmen der Rinder bei Stallfütterung mit Kraftfutter und eine sehr gut geführte Weide verglichen und festgestellt, dass keine signifikanten Unterschiede entstehen. Ein gut geführte Mutterkuhweide wird im Frühjahr zeitig, sobald das Wachstum einsetzt, also mit der Wiesenegge gefahren wird, bestoßen und das Gras wird kurz geweidet. „Dabei ist kurz sehr kurz, denn kurz ist 4 cm und da hat man das Gefühl da steht nichts mehr,“ ergänzte Steinberger. Bei der Fütterung der Mutterkuh soll unbedingt nach Leistungsanforderung gefüttert werden. Der Schlüssel zur Überprüfung der optimalen Versorgung des Kuh und dem Milchentzug des Kalbes liegt in der Beurteilung der Körperkondition der Mutterkuh. Gerade zum Zeitpunkt der Belegung ist die Laktationsspitze der Mutterkuh mit ca. 20 Liter Milch. „Wenn eine Kuh zu fett zur Abkalbung kommt, treten vermehrt Geburts- und Fruchtbarkeitsprobleme auf und die Leber der Kuh (durch einschmelzen von Körperfett) wird unnötig belastet,“ stellte Steinberger in den Raum.

Stallklima – Mängel und Potentiale

Ing. Eduard Zentner von der Abteilung Stallklimatechik und Nutztierschutz des LFZ Raumberg-Gumpenstein erläuterte abwechslungsreich mit vielen Fotos und Videos die groben Mängel beim Stallklima. „Kalt gehaltene Ställe verursachen oft weniger Probleme. Falsch ist, wenn oft beim ersten Huster alle Türen und Fenster geschlossen werden,“ erläuterte Zentner und stellte fest: Rinder sind ihrem Wesen nach Tiere der kalten Klimaregionen, daher lieben Rinder das Winterhalbjahr. Leistungseinbußen sind nicht direkt messbar, haben aber häufig einen engen Zusammenhang mit dem Stallklima und es wird diesem Thema vielfach noch nicht die ausreichende Aufmerksamkeit geschenkt. Auf vielen Betrieben sind tiergesundheitliche Probleme zu beobachten. Dies gilt insbesondere auch für die Kälber- und Jungviehhaltung. Dabei zeigen Untersuchungen, dass in einigen Ländern Europas die Kälbersterblichkeit bis zu 25 % beträgt. „Betroffen sind nicht nur Umbauten, auch viele Neubauten verursachen schon im ersten Winter Probleme,“ stellte Zentner fest, jedoch gibt es Lösungen. In festgebauten Stallungen ist eine Lüftung über den Futtertisch zu empfehlen. Eine Kälberklappe (zB durch eine Holzabdeckung mit Streifenvorhängen) im Kälberschlupf schafft ein Kleinklima zum Rückzug für Kälber.

Kälbersterblichkeit reduzieren – Praxislösungen

Der wichtigste Erfolgsmaßstab der Mutterkuhhaltung ist die Anzahl der aufgezogenen Kälber pro Mutterkuh und Jahr. Die Anforderung an den Mutterkuhhalter und eine wirtschaftliche, funktionierende Mutterkuh wird immer wichtiger. Dr. Elisabeth Stöger, praktizierende Tierärztin aus Kärnten stellte gleich zu Beginn ihrer Ausführungen fest, dass der Grundstein für gesunde, vitale Kälber schon vor der Geburt gelegt wird. Typische krankmachende Faktoren für Kälbererkrankungen beginnen bereits bei der Geburtshilfe. „Bauern wissen viel über Biestmilchversorgung, Nabelkontrolle, Fieber messen usw. aber warum werden die Dinge nicht umgesetzt?“, war eine sehr fordernde aber auf das wesentliche reduzierte Aussage. Kälberverluste sind in Mutterkuhherden teilweise noch immer zu hoch. Ein Bestandesproblemen über mehrere Jahre soll unbedingt fachlicher Rat beigezogen werden. Eine saubere und geräumige Abkalbebox ist eine wichtige Voraussetzung für den ungestörten Geburtsverlauf. Die ausreichende Versorgung des neugeborenen Kalbes mit Biestmilch sowie eine tägliche Nabelkontrolle in der 1. Lebenswoche ist für das Überleben des Kalbes unabdingbar.

Eindrücke von Australien und der ganzen Welt

Johanna Schachinger aus St. Martin im Innkreis stammt von einem der ersten Bio Charolaiszuchtbetriebe aus OÖ und berichtete mit wunderbaren Bildern und Eindrücken, Geschichten und Erlebnissen von ihrer 258 tägigen Reise um den Globus mit  Schwerpunkt „Australien“. Ihre Erfahrungen konnte sie bei der Mitarbeit auf der zweitgrößten Charolaisfarm der Welt mit 9000 ha Land und 4500 Rindern ausbauen. Eindrücke von Arbeiten wie „cattle mastern“, Tätowieren, Traktor fahren (für Frauen nicht typisch in Australien), sowie Viecher zusammentreiben von bis zu sieben Kilometer entfernten Weiden waren ein gelungener Abschluss des Landestages.