Projekt für Ennstaler Bergschecken – „Labonca- Bergschecke“

Die Labanco-Bergschecken werden im Sommer geweidet oder gealpt und dürfen nicht enthornt werden. Wenn ein Betrieb auf die Enthornung der gesamten Herde verzichtet, wird ein zusätzlicher Bonus bezahlt (Foto: Brandstätter).

In den letzen Jahren ist auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten das Bewusstsein gestiegen, dass sie durch ihr Kaufverhalten einen direkten Beitrag zum Erhalt seltener Nutztierrassen und Kulturpflanzen leisten können. Bei den gefährdeten Rinderrassen laufen bereits einige Vermarktungsprojekte. Nun wurde auch für die hochgefährdeten Ennstaler Bergschecken ein Projekt gestartet, das sich zusätzlich durch besonders hohe Standards bei der Tierhaltung auszeichnet.

Eine Rasse mit langer Tradition
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Die Bergschecken sind gut an ihr Ursprungsgebiet in die Bergregionen angepasst und eine dementsprechend genügsame Mutterkuhrasse. (Foto: Lassacher)

Die Ennstaler Bergschecken dürften nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand auf keltische Rinder zurückgehen und sind eine autochthone, österreichische Rinderrasse. Ursprünglich wurden sie als Bergschecke, Bergrasse oder steirische Schecke bezeichnet, in Oberösterreich auch als Kampete und in Niederösterreich als Helmete. Die Bergschecken waren im 18. und 19. Jahrhundert für ihre Fleischqualität bekannt, Mastochsen waren zum Beispiel in Oberösterreich sehr beliebt. Auch im benachbarten Ausland und sogar in England wurden die Tiere nachgefragt. Die Bergschecken wurden jedoch zunehmend von anderen Rassen verdrängt und am Ende blieben die obersteirischen Bezirke Murau und Liezen als Zuchtgebiet übrig. In den 90ern gab es nur mehr vier nicht miteinander verwandte Bestände – diese bildeten die Grundlage für das Generhaltungsprogramm, das 1992 gestartet wurde.

 

Bergschecken etablieren sich als Mutterkuhrasse

Insgesamt wurden 2015 rund 400 Tiere im Herdebuch geführt. Die Anzahl der Ennstaler Bergschecken unter Fleischleistungsprüfung ist von nur 2 Kühen im Jahr 2005 auf mittlerweile 124 gestiegen.

2016 waren die Bergschecken erstmals auf der Bundesfleischrinderschau vertreten. Familie Mooslechner aus Flachau konnte in der Kalbinnengruppe sowohl den Bundessieg als auch den Bundesreservesieg (hier im Bild die Kalbin Herzogin) für sich entscheiden. (Foto: Hauser)
2016 waren die Bergschecken erstmals auf der Bundesfleischrinderschau vertreten. Familie Mooslechner aus Flachau konnte in der Kalbinnengruppe sowohl den Bundessieg als auch den Bundesreservesieg (hier im Bild die Kalbin Herzogin) für sich entscheiden. (Foto: Hauser)

2016 war die Rasse erstmals bei der Bundesfleischrinderschau vertreten. Die Kalbinnengruppe präsentierte das Zuchtziel der Rasse: Eher zierliche, feinknochige und nicht zu große Tiere mit einem gut gelagerten Becken. Ein Augenmerk wird auch auf den Kalbeverlauf gelegt. Der Anteil an Leicht- und Normalgeburten betrug 2015 97,5 % und lag damit etwas über dem Durchschnitt der österreichischen Fleischrinderkühe (96,2 %). Die Rasse ist genügsam und eignet sich vor allem für extensivere Regionen. Die Kühe haben auch unter diesen Bedingungen ausreichend Milch für ihre Kälber. Diese Eigenschaften machen die Ennstaler Bergschecken zu einer geeigneten Rasse für die extensive, naturnahe Mutterkuhhaltung vor allem im Berggebiet.

 

Ein Vermarktungsprogramm zugeschnitten auf die Rasse

Auch wenn die Zahl der Bergschecken in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, im Verhältnis zu anderen Rassen ist die Population noch immer klein. 0,5 % der österreichischen Herdebuchkühe mit Fleischleistungsprüfung sind Ennstaler Bergschecken. Der Großteil der Zuchtbetriebe ist nach wie vor in extensiven Berggebieten zu finden, die Herden sind eher klein, die Tiere sind auf der Weide und auf der Alm. Aus diesen Gegebenheiten geht klar heraus, dass die Vermarktung auch auf diese Strukturen zugeschnitten sein muss – Klasse statt Masse ist die Devise.

Bei dem neuen Projekt "Labonca-Bergschecke" kommen die Absetzer der Bio-Zuchtbetriebe auf die Weiden von Norbert Hackl nach Burgau, Stmk. (Foto: Lassacher)
Bei dem neuen Projekt „Labonca-Bergschecke“ kommen die Absetzer der Bio-Zuchtbetriebe auf die Weiden von Norbert Hackl nach Burgau, Stmk. (Foto: Lassacher)

Norbert Hackl vom Labonca Biohof, der vielen unter dem Begriff „Sonnenschweine“ bekannt ist hat gemeinsam mit Josef Lassacher, Züchtervertreter der Ennstaler Bergschecken und Tierarzt Matthias Brandstätter, ebenfalls Bergscheckenzüchter, die „Labonca Bergschecke“ initiiert. Hohe Standards in der Tierhaltung bilden das Fundament: Nur Bio-Bauernhöfe dürfen teilnehme, die Kälber werden nicht enthornt, bleiben zumindest 6 Monate bei den Müttern, werden geweidet oder gealpt und nur im Laufstall gehalten. Im Alter von 8 bis 12 Monaten kommen sie auf den Labonca-Biohof in Burgau (Oststeiermark). Ab einem Mindestalter von 24 Monaten werden sie im Weideschlachthaus von Norbert Hackl geschlachtet – es gibt keinen Transport zum Schlachthof. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass schlachtreife Tiere übernommen werden. In diesem Fall werden sie ca. 1 bis 4 Wochen vor der Schlachtung auf die Labonca-Weiden gebracht, wo sie ebenso im Weideschlachthaus angst- und stressfrei geschlachtet werden. So wird auch für die Zuchtbetriebe eine hohe Flexibilität geboten, da sowohl Absetzer als auch schlachtreife Tiere übernommen werden.

Wenn die Zuchtbetriebe auf die Enthornung aller ihrer Tiere verzichten und im Winter zusätzlich einen Auslauf anbieten, gibt es für diese Maßnahmen zusätzlich eine Bonuszahlung.

Der Erhalt unserer gefährdeten Nutztierrassen wird vor allem dadurch gesichert, dass sich auch entsprechende Vermarktungsprojekte etablieren, wie es sie schon bei anderen Generhaltungsrassen gibt.

Gerade in den extensiven Regionen ist es nicht immer möglich, „auf den Markt zugeschnitten“ zu produzieren. Im Sinne der Artenvielfalt und der Kulturlandschaft ist dies auch nicht wünschenswert. Die Labonca-Bergschecke ist also nicht nur ein Beitrag zum Erhalt dieser alten, österreichischen Rasse, sondern auch für eine echte nachhaltige Art der Landwirtschaft.

Weitere Infos zum Projekt sind bei Josef Lassacher (0650-4703505 oder lassacher@gmx.net).

Autorin: Anna Koiner