„Die Wagyu-Zucht ist meine große Leidenschaft. Ich habe früh begonnen, mich international zu vernetzen – mit dem Ziel, die weltweit beste Genetik in meine Herde zu implementieren“, sagt Pühringer, der seit 2017 seinen Familienbetrieb im Vollerwerb führt.
Globale Bühne für kleinstrukturierte europäische Landwirtschaft
Die dreitägige WagyuEdge-Konferenz der Australian Wagyu Association (AWA), versammelt jährlich die internationale Elite aus Wissenschaft und Praxis. Im Fokus: neueste Erkenntnisse zu Genetik, Tierhaltung und Märkten. Pühringer trat als einer von nur 20 internationalen Speaker auf – an der Seite von Größen wie Prof. Peer Ederer (GOAL Sciences), Dr. Alison Van Eenennaam (University of California) und Dr. Jimmy Horner (CEO and Founder Protocol Technologies).
Gemeinsam mit dem deutschen Genetik-Experten Uwe Jerathe zeigte er, welche Chancen sich aus der Nutzung australischer Wagyu-Genetik für europäische Zuchtprogramme ergeben – insbesondere für kleinere Betriebe im alpinen Raum. Pühringer stellte auch die Resilienz der heimischen Rindfleischproduktion und deren Stellenwert für Ökologie, Gesellschaft und Tourismus in den Fokus. „Es ist an der Zeit, unsere Stärken klar zu demonstrieren und internationalen Fleischproduzenten ein deutliches Signal zu senden. Australien gilt als Vorreiter in der genomischen Zuchtwertprüfung – unsere aktive Beteiligung an diesem Prozess bietet eine einzigartige Gelegenheit, diese Expertise zu nutzen und in Europa qualitativ aufzuschließen“, betont Pühringer.
Pionierarbeit aus Ohlsdorf
Bereits 2008 legte Pühringer mit importierten Embryonen aus Australien den Grundstein für seine heute rund 50-köpfige, reinrassige Wagyu-Herde. Seit 2020 nutzt „Putz Wagyu“ als erster heimischer Betrieb, neben dem Eintrag in das österreichischen Herdbuch, auch die Angebote des °AWA-Herdbuchs.
Der australische Zuchtverband ist weltweit führend in der Verknüpfung tatsächlicher Schlachtdaten mit genomischen Zuchtwerten. Die daraus errechneten genomischen Zuchtwerte weisen eine hohe Genauigkeit auf und sind darüber hinaus weltweit vergleichbar. Ein klarer Wettbewerbsvorteil für Züchter. Pühringer konnte durch diese Methode die Wertschöpfung in der Fleischproduktion am eigenen Betrieb signifikant steigern. Seine Tiere zählen mittlerweile zur europäischen Spitze: Eine Kalbin rangiert weltweit unter den Top 20 im Bereich „Rib-Eye-Area“ und Marmorierung. Der Herdbulle Yasufukustar wurde 2021 als einer von nur 30 Bullen weltweit in das prestigeträchtige, vierjährige „Progeny Test Program“ der AWA aufgenommen. Es erhebt unter wissenschaftlich genormten Bedingungen die Zuchtwerte der teilnehmenden Bullen, um deren Genauigkeit zu steigern und den Betrieben bessere Zuchtentscheidungen zu ermöglichen.
Innovative Technik trifft auf Tierwohl
Als erster europäischer Betrieb setzt „Putz Wagyu“ bei der Qualitätsbewertung des Fleisches (BMS 5–12) auf das weltweit anerkannte MIJ Kamera-System – ein international standardisiertes Tool zur objektiven Marmorierungsanalyse. Neben höchster Fleischqualität steht der Betrieb für artgerechte Tierhaltung, regionale Vermarktung und ökologische Verantwortung. „Wir brauchen mehr wissenschaftliche Orientierung und internationale Zusammenarbeit. Nur so kann sich die europäische Wagyu-Zucht langfristig auf höchstem Niveau behaupten.“, so Pühringer, der sein Know-how seit drei Jahren im Rahmen des LFI-Kurses „Einführung in die Wagyu-Zucht“ weitergibt.
„Europa – und insbesondere Österreich – nimmt weltweit eine Vorreiterrolle in punkto Tierwohl und ökologisch verantwortungsvoller Rinderzucht ein. Wenn wir jedoch nicht rasch die vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse nutzen, geraten wir uneinholbar in Rückstand und gefährden gerade diese so wertvolle Art der Tierhaltung“, betont Pühringer.
Weitere Informationen: www.putz-wagyu.at
Text und Fotos: Carina Pühringer